14.08.2023

Afghanistan: Fehlende internationale Hilfe trifft die Zivilbevölkerung massiv

Nach zwei Jahren Taliban-Herrschaft ist die Arbeit von unabhängigen Nichtregierungsorganisationen weiter möglich, braucht aber verlässliche finanzielle Zusagen.

Die humanitäre Krise und das Regime der Taliban, das insbesondere die Menschenrechte der weiblichen Bevölkerung ignoriert, macht die Arbeit der in Afghanistan arbeitenden humanitären Organisationen schwierig, aber umso notwendiger. Rund 20 Mitgliedsorganisationen des Verbands Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (VENRO), die vor Ort mit lokalen Partner_innen tätig sind, arbeiten mit immer weniger Unterstützung. Aber die Hilfe ist existenziell für die Bevölkerung: Millionen Menschen werden weiterhin nicht erreicht – Tendenz wieder steigend.

„Die Versorgung mit Hilfsgütern für die leidende Bevölkerung darf nicht abreißen. Sonst stehen wir wieder vor einer massiven Hungersnot, die im vergangenen Jahr gerade noch vermieden werden konnte“, sagt Martina Schaub, Vorstandsvorsitzende von VENRO. „Die Bundesregierung muss sich intensiv dafür einsetzen, dass ausreichend Mittel zur Verfügung stehen.“

Bisher sind lediglich 23 Prozent des internationalen Hilfsplans gesichert. Die wirtschaftliche Isolation und die immer neuen menschenverachtenden Gesetze – insbesondere gegen Frauen – schaffen zusehends Leid und Hunger. Die humanitären Organisationen haben Wege gefunden, wie sie trotz aller Herausforderungen helfen können. Dazu gehören natürlich auch die Kontakte mit lokalen Behörden. „Wir können es uns nicht leisten, die über die letzten zwei Jahre aufgebauten Strukturen für humanitäre Hilfe aufs Spiel zu setzen, weil die Finanzierung fehlt. Und da schaue ich auch auf die geplante Milliardenkürzung im kommenden Jahr“, sagt Schaub.

Frauen in Afghanistan sind nach der sechsten Schulklasse von Bildung per Gesetz ausgeschlossen, am Arbeitsleben dürfen sie nahezu gar nicht mehr teilnehmen. Die Hilfsangebote bei der Gesundheitsversorgung sind aber lebensnotwendig, vor allem in ländlichen Gebieten. Auch die noch bestehenden Bildungsangebote hängen vielfach von internationaler Unterstützung ab.

„Die Kürzung humanitärer Mittel für Afghanistan kann kein Mittel sein, um Druck für Frauenrechte auszuüben“, so Schaub. “Die afghanische Bevölkerung braucht unsere Hilfe jetzt. Die Stimmen von afghanischen Frauenorganisationen und sozialen Organisationen müssen bei der weiteren Planung von Mitteln und Maßnahmen gehört werden.“

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