18.08.2023

Versagt die Menschlichkeit? Am Welttag der humanitären Hilfe sind Rückschau und Ausblick ernüchternd

„Mitmenschlichkeit darf nicht in Haushaltsverhandlungen nationaler Parlamente verhandelt werden“, sagt Mathias Mogge, Vorstandsvorsitzender des Verbands Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (VENRO).

 

Das fünfte Jahr in Folge steigen die weltweiten Bedarfe an humanitärer Hilfe auf neue Rekordwerte. UN-Generalsekretär António Guterres nannte den aktuellen Bericht zur globalen Nahrungsmittelkrise eine „Anklage gegen das Versagen der Menschheit“. Wenn Deutschland als einer der größten Geldgeber den Etat für humanitäre Hilfe im kommenden Jahr um mehr als eine Milliarde Euro kürzen will, dann hat das Auswirkungen auf die Versorgung von Millionen Menschen.

Viele der unabhängigen humanitären Organisationen, die unter dem Dach von VENRO organisiert sind, berichten schon jetzt von fehlenden Geldern und großer Ungewissheit für die Planungen im nächsten Jahr. Auch aktuelle Zahlen aus dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen veranschaulichen eine derzeit massive Unterfinanzierung: Mehr als zehn Millionen Menschen mussten aktuell allein in Afghanistan und Syrien aus den Hilfsprogrammen genommen werden. In mehr als 30 Ländern wurden Programme gekürzt oder ganz gestrichen. Betroffen sind Staaten, die derzeit mit am stärksten von Krisen und Hunger betroffenen sind wie Burkina Faso, Mali, Somalia oder Südsudan.

„Die geplanten Kürzungen der Bundesregierung von mehr als einem Drittel bei humanitärer Hilfe würde die Arbeit vieler VENRO-Mitgliedsorganisationen vor Ort ernsthaft gefährden“, erklärt Mogge anlässlich des Welttags der humanitären Hilfe am 19. August. „Es ist auch nicht vermittelbar, dass wir als eines der wohlhabendsten Länder unseren humanitären Verpflichtungen nicht mehr nachkommen und im Kampf gegen Hunger weit zurückfallen.“

Budgetkürzungen treffen vor allem die am meisten gefährdeten und ausgegrenzten Menschen: Frauen, Kinder, ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen, Menschen auf der Flucht und Überlebende sexualisierter Gewalt. Das geht unter anderem aus einer aktuellen Analyse des britischen Außenministeriums hervor.

„Wir sprechen hier von vermeidbarem Leid und fordern mit Nachdruck von den Fraktionen im Bundestag die Rücknahme geplanter Kürzungen bei der humanitären Hilfe,“ so Mathias Mogge.

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