Fragile Staaten

Laut dem Bericht „State of Fragility 2025“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) werden weltweit 61 Kontexte als sehr oder extrem fragil eingestuft. Zwei Milliarden Menschen und 72 Prozent der Menschen in extremer Armut leben hier. Fortschritte bei der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung hängen daher von einer messbaren Verbesserung in fragilen Kontexten bei der Grundversorgung, Reduktion von direkter Gewalt und Aufbau von Institutionen ab.
Fragilität hat unterschiedlichen Dimensionen. Sie betrifft ganze Staaten, aber auch Gesellschaften oder einzelne Regionen. Fragilität entsteht aus Risiken und mangelnder Resilienz: Sie wird angetrieben durch die höchste Anzahl bewaffneter Konflikte weltweit seit dem zweiten Weltkrieg sowie den Folgen des Klimawandels. Hinzu kommt die wachsende Konkurrenz zwischen Weltmächten um Zugang zu Energie und Rohstoffen. Höhere Verschuldung nach der Corona-Pandemie verringern zudem die Möglichkeiten der sozialen Grundversorgung.
Fragilität schwächt die Legitimität nationaler Regierungen. Die Zahl autoritärer Regierungen nimmt wieder zu, gleichzeitig werden die Handlungsräume lokaler Gesellschaften eingegrenzt. Die Bundesregierung setzt in Regionen wie dem Sahel, Afghanistan oder aktuell in Syrien auf eine „regierungsferne Zusammenarbeit“ und Partnerschaften von gesellschaftlichen Akteuren.
VENRO versteht sich als Gesprächspartner der Bundesregierung für die Umsetzung der Leitlinien „Konflikte verhindern, Konflikte bearbeiten, Frieden fördern“ und als Bindeglied zu Partnerorganisationen in fragilen Kontexten. Der Verband bringt Erfahrungen und Anliegen unter anderem über den Beirat Zivile Krisenprävention und Friedensförderung ein. Wir setzen auf das Konzept menschlicher Sicherheit als Teil der nationalen Sicherheitsstrategie und auf eine Umsetzung des Triple-Nexus, der die engere Verbindung von Humanitärer Hilfe, Entwicklungs- und Friedensarbeit umfasst.
Dies betrifft eine abgestimmte Analyse und mögliche Szenarien der politischen Entwicklung, die Benennung eigener Interessen, die Planung mit gemeinsamen Länderstrategien und die Abstimmung der Förderung über die unterschiedlichen Fördertitel in den Ministerien. Aber auch die VENRO-Mitgliedsorganisationen wollen durch internen Fachaustausch und Partnerschaften mit lokalen Organisationen oder anderen Institutionen die Friedensdimension in ihrer Programmarbeit stärken.
Arbeitsschwerpunkte
Die Arbeitsgruppe Fragile Staaten hat zuletzt eine Stellungnahme zum Potential von erneuerbaren Energien für die Friedensförderung erarbeitet. Sie organisiert den politischen Dialog mit den Fachreferaten im Bundesministerium für wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Entwicklung sowie mit dem Auswärtigen Amt zur Rolle von Zivilgesellschaft und Förderbedingungen. Die AG hat sich an der interministeriellen Evaluierung und Enquete-Kommission zu Afghanistan beteiligt.
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