Humanitäre Hilfe
Humanitäre Hilfe richtet sich an Menschen, die von Krisen und Katastrophen betroffen sind, und hat zum Ziel, Leben zu retten und menschliches Leid zu lindern – unabhängig von der ethnischen, religiösen oder politischen Zugehörigkeit der Betroffenen. Humanitäre Hilfe richtet sich nach den humanitären Prinzipien Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Unabhängigkeit und Neutralität.
Der humanitäre Bedarf ist in den letzten Jahren weltweit stetig gestiegen. Aktuell benötigen nach UN-Angaben über 339 Millionen Menschen humanitäre Hilfe, mehr als 100 Millionen Menschen sind derzeit auf der Flucht vor Kriegen, Konflikten und Verfolgung. Dies ist die höchste Zahl, die jemals vom UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) gemessen worden ist. Die Auswirkungen der gepaart mit den andauernden Folgen der COVID-19-Pandemie, verschärfen humanitäre Notlagen auf der ganzen Welt. Erstmals seit Jahren haben Armut und Hunger auf der Welt wieder zugenommen. Der Bedarf an zusätzlichen finanziellen Mitteln für humanitäre Hilfe ist deutlich angestiegen und wird auch absehbar weiter wachsen.
Angesichts dieser Entwicklungen bleibt die Schaffung eines effektiveren und effizienteren humanitären Systems eine dringliche Aufgabe für die internationale Gemeinschaft. Dies wurde bereits auf dem ersten Humanitären Weltgipfel im Mai 2016 deutlich. Seither wurden weltweit von Regierungen, UN-Organisationen, internationalen, nationalen und lokalen Nichtregierungsorganisationen sowie weitere Akteur_innen eine Vielzahl von Prozessen angestoßen, um die humanitäre Hilfe wirkungsvoller zu gestalten. Der Grand Bargain, ein einzigartiges Abkommen zwischen Geber_innen und humanitären Organisationen, hat sich inzwischen zu einem wichtigen Pfeiler des humanitären Systems entwickelt. Der auf dem Jahrestreffen 2021 von den Unterzeichnenden beschlossene Grand Bargain 2.0 mit seinem Fokus auf Lokalisierung und Qualität der Finanzierung soll helfen, die gemeinsamen Anstrengungen zu intensivieren, um Menschen in Notsituationen besser und gezielter unterstützen zu können.
Auch Deutschland hat sich verpflichtet, zur Verbesserung des internationalen humanitären Systems beizutragen, etwa durch Fortführung seines Engagements im Rahmen des Grand Bargain. Deutschland hat sich inzwischen als zweitgrößter humanitärer Geberstaat positioniert. Mit Blick auf den stetig steigenden humanitären Bedarf sind die finanziellen Zusagen der Bundesregierung ein wichtiges Zeichen für internationale Solidarität.
VENRO-AG Humanitäre Hilfe
Die humanitäre Hilfe ist ein eigener Arbeitsbereich bei VENRO. Die Arbeitsgruppe Humanitäre Hilfe arbeitet sowohl zu politischen als auch zu konzeptionellen und operativen Themen. Im Fokus stehen der enge Dialog mit dem Auswärtigen Amt, auch im Rahmen des Koordinierungsausschusses für Humanitäre Hilfe (siehe unten), mit dem Ausschuss Menschenrechte und humanitäre Hilfe des Bundestags sowie der interne Fachaustausch zur Weiterentwicklung der humanitären Hilfe. In internationale humanitäre Prozesse bringen wir uns vor allem über die Mitgliedschaft im International Council of Voluntary Agencies (ICVA) ein.
Aktuelle Themenschwerpunkte für die Arbeitsgruppe sind die Förderung eines verstärkt lokal geführten humanitären Systems, die Stärkung des humanitären Völkerrechts, die Auswirkungen von Terrorismusbekämpfung und Sanktionsregimen auf humanitäre Arbeit sowie die Vereinfachung von Förderbedingungen. Außerdem beschäftigt sich die Arbeitsgruppe mit den Auswirkungen des Klimawandels auf humanitäre Krisen und Hilfsmaßnahmen sowie der besseren Verknüpfung zwischen humanitärer Hilfe, friedensfördernden Maßnahmen und Entwicklungszusammenarbeit (Triple-Nexus).
Die Arbeitsgruppe thematisiert neben den langanhaltenden humanitären Großkrisen, wie zum Beispiel in Syrien, Jemen und Südsudan, auch die sogenannten „vergessenen Krisen“ – beispielsweise in der Zentralafrikanischen Republik, die Situation der Rohingya in Myanmar, oder politisch-humanitäre Krisen wie in Burkina Faso und Venezuela. Zudem nehmen wir die humanitären Implikationen der Krisen in Afghanistan und der Ukraine in den Blick, insbesondere hinsichtlich der weltweiten Ernährungssicherheit.
Gleichzeitig leistet VENRO einen Beitrag, um die Qualität der Arbeit der Mitgliedsorganisationen in der humanitären Hilfe weiter zu verbessern, unter anderem im Rahmen eines Fortbildungsprojekt (siehe unten).
Koordinierungsausschuss für Humanitäre Hilfe
Der Koordinierungsausschuss für Humanitäre Hilfe ist ein wichtiges Gesprächs- und Abstimmungsforum zwischen Bundesregierung, humanitären Nichtregierungsorganisationen und weiteren deutschen humanitären Interessensgruppen. Der Koordinierungsausschuss dient der Diskussion operativer und konzeptioneller Fragen der deutschen humanitären Hilfe. VENRO hat gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt den Ko-Vorsitz inne. Jährlich finden vier reguläre Sitzungen sowie eine Klausurtagung statt. Darüber hinaus finden krisenbezogene Sondersitzungen aus aktuellen Anlässen statt.
Aktuelle Themen im Koordinierungsausschuss sind die Umsetzung des Grand Bargain und die Stärkung lokaler humanitärer Akteur_innen, vorausschauende humanitäre Hilfe und die Auswirkungen des Klimawandels auf die humanitäre Arbeit, die weltweite Ernährungssicherheit, sowie der bessere Schutz von Betroffenen und von humanitären Helfer_innen.
Fortbildungsprojekt
VENRO setzt gemeinsam mit dem Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht der Ruhr-Universität Bochum ein Fortbildungsprojekt um, das finanziell vom Auswärtigen Amt unterstützt wird. Im Rahmen des Projekts werden Fortbildungen und Onlineseminare zu humanitären Themen für deutsche humanitäre Nichtregierungsorganisationen und weitere Zielgruppen wie Quereinsteigende, Studierende oder Geflüchtete angeboten. Die Teilnehmenden haben die Möglichkeit, sich ihre Teilnahme an Veranstaltungen zertifizieren zu lassen und nach Bedarf ein „Certificate of Advanced Studies“ (10 ECTS) zu erhalten. Das Projekt leistet einen Beitrag zur Professionalisierung der humanitären Hilfe im deutschsprachigen Raum und verbessert somit die Qualität der humanitären Hilfe deutscher Nichtregierungsorganisationen und deren Partner_innen.
Der Fokus des Projekts liegt auf drei Bereichen, zu denen verschiedene Fortbildungsveranstaltungen angeboten werden: Grundlagen der humanitären Hilfe und internationale Qualitätsstandards, Management-Kenntnisse sowie aktuelle humanitäre Ansätze und Querschnittsthemen. Folgende Themenpakete werden durch die Fortbildungen abgedeckt: Starterpaket für neue Mitarbeitende, Projektbearbeitung in der humanitären Hilfe, Schutz, partizipative Ansätze in der humanitären Hilfe, Fürsorgeverantwortlichkeiten für humanitäres Personal, Umgang mit Unregelmäßigkeiten, vorausschauende humanitäre Hilfe sowie Lokalisierung. Außerdem werden nach Bedarf Veranstaltungen zu aktuellen und innovativen Themen der humanitären Hilfe durchgeführt. Die Fortbildungen stehen auch Nicht-VENRO-Mitgliedern offen und werden im Servicebereich unter Fortbildungen und Online-Seminare angekündigt.
Eine Auswahl an aufgezeichneten Onlineseminaren veröffentlichen wir regelmäßig auf unserer E-Learning-Seite. Dort finden sich beispielsweise Videos zu Korruptionsprävention, Remote Programming, Protection Standards oder Fürsorgepflichten von NRO.
Weitere Informationen zum Thema humanitäre Hilfe und zur Arbeitsgruppe finden Sie auf unserem Blog sowie im internen Bereich.
Ansprechperson für die Arbeitsgruppe und den Koordinierungsausschuss ist Maya Krille (m.krille(at)venro.org). Bei Fragen zum Fortbildungsprojekt wenden Sie sich bitte an Karoline Krähling (k.kraehling(at)venro.org).
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